Instant drop in

Als Mittvierziger habe ich Polaroids in meiner Kindheit kennen- und lieben gelernt. Auch jetzt noch finde ich das Prinzip großartig: Knopf drücken, Rattern hören, merkwürdig gerahmtes Bild aus dem Schlitz nehmen, unnötigerweise mit dem Bild in der Hand Wedelbewegungen machen, draufstarren, um dann langsam die ersten Umrisse des Fotos zu erkennen. Faszinierend, auch noch im Zeitalter der Hochtechnologie. Leider stellte Polaroid irgendwann die Produktion der Filme ein und verschwand dann 2008 im Zuge eines Insolvenzverfahrens gänzlich vom Markt. Der Nachfolger „Impossible Project“ gab sich aus meiner Sicht zwar redlich Mühe, doch erreichte dieser nicht die Qualität der alten Materialien.

Anfangs habe ich im Markt nach abgelaufenen Filmen gestöbert, um damit auch noch zusätzliche Falschfarbeneffekte zu erreichen, die visuell durchaus ästhetisch reizvoll sind.

Doch als mich jüngst das Verlangen nach der Adhoc-Fotografie wieder einmal überkam, musste etwas anderes her: Instax-Kameras und Filme von Fuji. Ich wollte unbedingt mit verschiedenen Ideen von Bild-In-Bild (PiP / Pictur-In-Picture) experimentieren. Lange Pausen, verursacht durch zwischenzeitliche Ausdruckaktionen zwischen den Aufnahmen, sind da unpassend oder unmöglich. Die Kameras Instax mini oder Instax 210 von Fuji sind zwar hinsichtlich der Kameragehäuse-Optik schon eine Herausforderung und versprechen nicht gerade beste Handlichkeit und penibelste Verarbeitungsqualität, dafür kosten sie aber auch nicht die Welt. Die Instax mini 90 ist eine Ausnahme, denn sie ist durchaus stylisch und bietet auch deutlich mehr an Funktionen (Doppelbelichtung, Motivprogramme). Die Anforderung ein möglichst großes Sofortbild nutzen zu wollen, ließ mich jedoch zum etwas klobigen Modell 210 greifen, denn auch die Instax mini90 kann nur die Schmalspurversion der Instax-FIlme nutzen.

Die Kamera unterscheidet über einen seitlichen Button zwei Entfernungsbereiche: 0,9m bis 3m und 3m bis unendlich. Der 10er Instax-Wide-Film (9,9cm * 6,2cm fotografisch erotische Nutzfläche) wird rückseitig eingelegt und schmeisst beim ersten Auslösen erstmal die schwarze Schutzplastikfolie aus. Anders als bei den bekannten Polaroid-Konsumer-Modellen werden die Einzelbilder jedoch durch einen Schlitz oberhalb der Kamera ausgeworfen. Der Ablauf ist: Einschalten, Entfernungsbereich wählen (dies kann man schonmal vergessen und so ein Fehler kostet evtl. gleich mal 90 Cent für ein unscharfes Bild), ggf. 2/3 Unter- bw. Überbelichtung aktivieren, Ausschnitt im Bildsucher finden und auslösen. Sollte ein Motiv den Einsatz des Blitzes erfordern, die Kamera aber diesen Umstand aufgrund ausreichender Lichtmenge nicht erkennen, so kann man mit einem weiteren Knopf den Blitz hinzuschalten. Mit der beiliegenden Plastik-Nahlinse kann man die Naheinstellgrenze auf 45cm halbieren und über den eingebauten kleinen Spiegel auch Selbstportraits einhändig managen. Auch wenn die Aufsteck-Linse kein großes Vertrauen erwecken kann, in Fotografen die ansonsten eher gewohnt sind High-End-Glas auf ihre Kamera zu schrauben, sind die Bildergebisse durchaus zufriedenstellend.

Die eigentliche Linse hat eine Brennweite von 95mm (entsprechend 35mm Kleinbild) bei einer Lichtstärke von f/14. Zusammen mit dem ISO800 Filmmaterial entscheidet die Kamera automatisch über die Verschlusszeiten (im Bereich von 1/64s bis 1/200s) und dem Hinzuschalten des eingebauten Blitzes, sollte dies erforderlich sein.

Sofortbildfotografie macht einfach Spaß. Das Bild zeichnet sich innerhalb kurzer Zeit schemenhaft ab und ist nach einigen Minuten (5-7) gänzlich entwickelt. Solange man sich bei der Motivwahl von extremen Lichtverhältnissen (sehr helle oder sehr kontrastarme Motive) fernhält, kann man mit ansprechenden Ergebnissen rechnen. Ab und an hatte ich Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Bildgrenzen durch den Sucher. Der Parallaxenfehler ist besonders im Nahbereich deutlich spürbar, wird aber durch Übung mit der Zeit ausgleichbar.

Auch wenn die Kameras recht günstig zu haben sind, so sind die Kosten eines Einzelbildes mit 0,9-1€ recht happig. Andererseits wird dies durch den Spaßfaktor mehr als aufgewogen und führt auch zu einer anderen Wertschätzung des Motivs.